Cocktails in Eibesbrunn

Im Juli waren wir Pralinen in Staatz essen, jetzt im Oktober beginnen wir den Herbst mit Cocktails in Eibesbrunn.

Der Bus 514 fährt nach Wolkersdorf vom Hauptplatz Schleinbach um 17.33 ab. Wir sind ein paar Minuten zu früh und bleiben auf unserem Hinweg kurz vor der Linde und dem leeren Sockel, der bis vor kurzem die Büste Kaiser Franz Josephs trug, stehen. Sie wurde gestohlen.

Am Bahnhof in Wolkersdorf warten wir auf den Anschlussbus 500 nach Eibesbrunn. Wir haben ein paar Minuten Aufenthalt und sind unsicher, ob wir auch an der richtigen Haltestelle stehen. Übersichtlich sind die Fahrpläne der Busse, die von hier aus in alle Richtungen fahren, nicht angebracht.

Plötzlich kommt ein Mann mit Aktentasche auf uns zu: Wann kann man wieder einen „Spaziergang“ lesen? Diese Frage freut uns sehr, unser Blog wird also nicht nur von unseren Freunden und Bekannten bemerkt!

Eine Gruppe junger Männer in Lederhosen eilt zur Schnellbahn. Deren Ziel ist wohl das Wiesenfest im Prater.

Der Bus in Richtung Floridsdorf kommt fast pünktlich und wir sind auch fast die einzigen Fahrgäste. Es sind nur zwei Stationen nach Eibesbrunn, und obwohl wir rechtzeitig den roten Halteknopf drücken, hält der Bus in der Haltestelle nicht an. Erst auf unseren lautstarken Protest, bleibt er stehen und lässt uns kurz nach Ortsende auf der Landstraße aussteigen. Wir müssen nicht bis Seyring mitfahren.

Vom Essen und von den Cocktails im Lokal Saso schwärmte uns unsere Freundin Katharina erst vor kurzem vor. Ihre Teenagerkinder lieben die Bar. Der Gastraum ist noch ziemlich leer, so früh am Abend sind nur wenige unterwegs. Es ist gemütlich, die Kellnerin ist sehr nett, und schon auf der Website haben wir uns über die „No Waste Bar“ informiert. Es gibt zu den Drinks keine Schirmchen, keine Spießchen und keine Plastikstrohhalme, die „letztendlich im Pazifischen Ozean auf ihre Verwandten treffen“.

Wir bestellen unsere Drinks, Clasien alkoholfrei und ich einen mit Wodka. Dazu gibt es einen Humusteller mit Toast. Wir sind sehr zufrieden. Unsere Gespräche führen uns noch einmal in den Sommer. Beide haben wir unsere Urlaube an österreichischen Seen und im Waldviertel verbracht. Über die Lage in der Welt gibt es nichts Erfreuliches: Kriege, Klimakrise, Wirtschaftskrise und eine Pandemie, die offensichtlich nicht vorbei ist. Durch das Fenster sehen wir Autoschlangen vor den Zapfsäulen der Tankstelle: Morgen wird Benzin und Diesel wieder teurer.

Als wir aufbrechen, dämmert es bereits. Nach Wolkersdorf gehen wir zu Fuß, da es um diese Zeit keinen Bus gibt. Der Weg führt durch die Eibesbrunner Kellergasse, und ich bin erstaunt, dass sich neben der viel befahrenen Brünnerstraße eine derart idyllische Gasse befindet.

Auch der Fußmarsch auf dem Fahrradweg ist angenehmer als erwartet. Unsere vorsorglich mitgebrachten Taschenlampen brauchen wir nicht, es ist hell genug, Unterwegs stellen wir ein umgestürztes Wahlplakat von Alexander van der Bellen auf und befestigen es wieder sorgfältig an einer Straßenlaterne.  Von Ferne hört man Böllerschüsse und wir vermuten, dass es in der Nähe ein fröhliches Hochzeitsfest stattfindet.

In Wolkersdorf am Bahnhof warten wir auf die Schnellbahn. Wir sitzen am Bahnsteig, wir reden über den Kinoabend nächste Woche, übers Kuchen backen und über Gartenarbeit, die vor dem Winter noch erledigt werden muss. Die Schnellbahn kommt dann pünktlich und zuverlässig wie fast immer!