Wir spazieren und fahren mit dem Bus

Vor dem Haus treffe ich den Herrn Nachbar. Er verputzt seine Fassade. Wohin gehst du? Zum Zug? fragt er.

Ich erzähle ihm nicht, dass Clasien und ich mit dem Bus nach Ladendorf fahren wollen. Mit dem Bus?, würde er fragen und mich verwundert anschauen.

Wir wollen nach Ladendorf ins „Alte Milchhaus“. Wir besuchen das Lokal gerne. Man isst dort sehr gut und es ist gemütlich.

Der Bus um 16 Uhr 49 fährt zwar nur bis Neubau, aber das letzte Stück gehen wir gerne zu Fuß. Er kommt nicht. Bei nochmaligem, genauerem Studium des ausgehängten Fahrplans entdecken wir ein kleines Zeichen: ein gefülltes Dreieck. Es bedeutet, dass er nur an Schultagen verkehrt. Wir haben August und große Ferien! Der Nächste sollte um 17 Uhr 13 kommen und verkehrt am schulfreien Tagen. Die Endstation ist zwar in Niederkreuzstetten, aber von dort ist das „Alte Milchhaus“ noch immer sehr gut zu Fuß zu erreichen. Wir warten und freuen uns sehr, als der Bus um die Ecke biegt und an unserer Haltestelle hält.

Gemütlich schaukeln wir nun durch die Landschaft. Wir sitzen hoch oben und haben ausreichend Platz, da wir die einzigen Gäste sind. Die vielen Stationen werden durchgesagt und sind am Anzeigebildschirm gut sichtbar. Wir gondeln durch die Orte, zweigen ab, machen kleine Rundschleifen, und es ist, wie es im Weinviertel oft ist, menschenleer und dazwischen sehr viel Landschaft.

Beim Aussteigen erzählt uns der Chauffeur noch, dass es ab 6. September ganz anders sein wird: da führt er die Schulkinder, da wird es wieder laut und lebhaft.

Wir steigen beim Feuerwehrhaus aus und verlassen Niederkreuzstetten durch die Badgasse Richtung Ladendorf. Als wir am Freibad vorbeikommen erinnere ich mich an die vielen Nachmittage, die ich hier mit meinen Kindern verbracht habe. Ich schicke ihnen ein Foto: Könnt ihr euch erinnern?

Der Weg durch die Felder, am Rand des Waldes ist unbeschreiblich schön: das Licht der tiefstehenden Sonne, die rasch vorbeiziehenden Wolken, die Sonnenblumenfelder, die Zuckerrüben, die abgeernteten Felder, die Hasen, die erst verschwinden, wenn wir ganz nahe kommen. Selbst die Windräder mit ihrem leise surrenden Geräusch begeistern mich. Einmal kommt uns ein riesiger Traktor entgegen. Wir warten im Straßengraben, bis er wieder weg ist.

Als wir die ersten Häuser von Ladendorf sehen, ist es auch nicht mehr weit zu Weinwurms „Alten Milchhaus“. Nach unserer Busfahrt und dem Spaziergang freuen wir uns aufs Essen und werden nicht enttäuscht. Die gefüllten Paprika und das Tiramisu schmecken herrlich. Es beschließt einen ganz wunderschönen Ausflug, der uns gelehrt hat, dass wir die Fahrpläne noch genauer lesen sollten und uns gezeigt hat, wie schön so ein langsamer Nachmittag sein kann. Vielleicht gehen wir wieder einmal zur Haltestelle, nehmen einfach nächsten Bus, der kommt und lassen uns überraschen, wohin er uns führt.

(Fotos Haltestelle: M. Penkler)