Fotos in Baden

Das „Festival, die sinnliche Magie großartiger Fotokunst“, findet heuer zum fünften Mal in Baden statt. Clasien und ich mögen diese „Ausstellungen“ sehr. Auf über sieben Kilometer Länge, aufgeteilt in eine Garten-Runde und eine Stadt-Runde, sind ca. 1.500 Fotografien zu sehen. Heuer findet das Festival unter dem Titel „Nordwärts“ statt.

Wir reisen wieder mit der Schnellbahn an. In der Kastanienallee vor dem Bahnhof befinden sich Bilder von 22 niederösterreichischen Bahnhöfen. Unzählige Bahnhöfe wurden in Österreich seit 1997 renoviert und erneuert. Der Fotograf Michael Fischer ist viel unterwegs, fotografiert Bahnhöfe, Beschäftigte der ÖBB, Züge. Ein Teil seines Werkes ist hier zu sehen.

Wir spazieren durch die Stadt, Fotos an den Hauswänden springen uns immer wieder ins Auge. Schließlich landen wir im Kurpark. Dort sind unter anderem Bilder eines Wettbewerbes ausgestellt, die unter dem Titel „Our World is Beautiful“ eingereicht werden konnten. Ein Foto eines Belgiers, das ich immer noch sehr deutlich vor mir habe, zeigt einen Sandstrand, eine Reihe bunt gekleideter Menschen, die ins blaue Meer schauen. Das Bild nennt sich: Turtle Watch.

Auf dem Weg zum Gutenbrunner Park hängen die Fotos von Ragnar Axelsson. Sie zeigen eiskalte Landschaften, gefrorene Steppen und mitten drinnen Schlittenhunde mit ihren Jägern. Man fühlt die Kälte an diesem spätherbstlichen Sommertag.

Nach vielen ersten Eindrücken landen wir im Cafe-Restaurant Doblhoffpark. Unser Tisch steht direkt am Teich. Meine Schwägerin, die in Baden wohnt, gesellt sich zu uns. Wir bestellen Flammkuchen, den wir schon vom letzten Jahr in bester Erinnerung haben.

Wir reden über unsere Familien, und schließlich ruft meine Schwiegermutter an, die soeben Corona überstanden hat, und erzählt, dass es ihr wieder gut geht.

Nach dem Essen entführt uns Sune Jonsson in abgelegene Dörfer Schwedens, zeigt den Alltag der Menschen auf den Bauernhöfen, der Fischer und der Bergleute.
Ein Foto der grönländischen Siedlung Kulusuk von Jonathan Näckstrand zeigt bunte Häuser in karger Landschaft. Eine fremde Welt, in der es sicher nicht einfach zu leben ist, fasziniert mit ihrer Schönheit.

Unser Spaziergang führt uns an Fotografien von Vögeln und an Landschaften der Bretagne vorbei, und schließlich stehen wir vor den rätselhaften Bildern von Erik Johansson.

Seine Arbeiten bestehen aus mehreren Fotos, die er kombiniert und übereinander legt. Ursprünglich haben sie nichts miteinander zu tun, aber gerade dadurch entstehen immer wieder neue Sichtweisen. Kaum meint man, das Foto erfasst zu haben, tun sich neue Rätsel auf.

Wir spazieren zum Bahnhof. Bevor der Zug abfährt, ist noch Zeit für einen Kaffee.

Auf der Heimfahrt sehe ich noch ein Foto eines Elefanten mit einer Menschgruppe aus Kenia vor mir. Mensch und Tier sind Überlebende einer Dürreperiode. Der Fotograf Nick Brandt hat ihre Verlorenheit eindrucksvoll eingefangen: „Doch trotz ihres Verlustes sind diese Menschen und Tiere die Überlebenden. Und darin liegt die Hoffnung“.