Von bunten Blumen, funkelnagelneuen Mistkübeln, Sommerwohnungen und anderen Fundstücken

Wir treffen uns beim Kaiser und machen uns gleich auf zum neuen Fahrradweg zwischen Schleinbach und Volksschule. Lange gab es an dieser Straße keinen Fußweg, jetzt kann man gefahrlos gehen und Rad fahren. Gleich nach der Ortstafel, hinter einem sehr schön renovierten Weinkeller, stehen wir inmitten von verschiedensten Grüntönen, bunten Blumen, der Himmel lacht blau. Ich bin doch keine Naturfotografin, sagt Clasien und geht mit ihrem Apparat ganz nah an die leuchtend roten Mohnblumen. Ich bin froh, dass wir nicht direkt an der Straße stehen, zwei Autos liefern sich ein Wettrennen zwischen Bahnübergang und Ortseinfahrt. Ich erinnere mich an einen Artikel in einem der ersten „Grünen Kleeblätter“. Damals beschrieb ich diesen Streckenabschnitt als Verbindung zur Schule ohne Fußweg. Leider mussten einige Kirschenbäume gefällt werden, ich hoffe, sie werden bald wieder nachgepflanzt.

Ein funkelnagelneuer Mistkübel hängt am Radweg. Hellgrün glänzt er in der Sonne. Die Fotografin ist begeistert. Noch ist er ziemlich leer. Wir sehen im Inneren des Kübels eine leere Bierdose, ein ausgefülltes Kreuzworträtsel und ein Stück Styropor. Vor dem Bahnübergang endet der Weg abrupt. Hier wurde offensichtlich noch keine gute Lösung für Fahrradfahrer und Fußgänger gefunden. Unser Weg führt uns nach dem Übergang am Abfallsammelzentrum der Gemeinde vorbei. Bei der Siedlung in den Jochen überqueren wir den Zebrastreifen zur Volksschule.

Seit einiger Zeit fragen wir uns, wo „unsere Gemeindeosterhasen und Schneemänner“ den Sommer verbringen. Diese überlebensgroßen Schneemänner und Hasen werden im Winter bzw. zu Ostern im Gemeindegebiet aufgestellt. Wo schlafen sie jetzt? Die Schneemänner, haben wir erfahren, verbringen angeblich ihre freie Zeit in einem Lagerraum der Volksschule, der andere Teil ist im alten Feuerwehrhaus von Ulrichskirchen untergebracht. Wir sind entschlossen, diesen Hinweisen nachzugehen, den Schneemännern und Osterhasen einen Sommerbesuch abzustatten. Auf diesen Fototermin freuen wir uns schon.

Jetzt ist die Volksschule verschlossen, schulfremde Personen dürfen das Gebäude zurzeit nicht betreten. Im Garten der Schule spielen Kinder, die Holzsitzbänke schauen gemütlich aus.

Wir spazieren weiter zum Rußbach. Ich mag diesen Weg entlang des Baches. Vor einigen Jahren – es sind schon ziemlich viele Jahre, muss ich feststellen – trainierte ich hier für den Frauenlauf. Die Strecke ist ca. 2,5 km lang. Das Bachufer ist dicht bewachsen, hohes Gras und viele Brennnesseln sehe ich. Wir kommen zu einem Stück, das gerade gemäht wird. Dort liegt jetzt die Erde braun und nackt. Ich weiß nicht, wie man eine Uferböschung naturschonend pflegt. Es schaut aber nicht aus, als würde hier Rücksicht auf Tiere und Pflanzen genommen.

Wir überqueren die Wolkersdorfer Straße beim Zebrastreifen an der Ortseinfahrt. Die Schotterstraße, entlang der Schlossmauer, führt uns an Cooper´s Saloon, der von Freitag bis Sonntag geöffnet ist, jetzt aber leider geschlossen, an den Tennisplätzen, auf denen reger Betrieb herrscht, und am Reitstall vorbei. Auf den Koppeln sehen wir Pferde und etwas weiter entfernt Schafe.

Die Hofgartenstraße ist heiß, wir vermissen Bäume, die Schatten spenden. Die Wiener Straße ist ein Schmuckstück. Die Blumenbeete sind eine Augenweide. In der Neuhäuslgasse machen wir eine kurze Rast. Manuela erwartet uns in ihrem wunderbaren Garten. Das Tor meldet uns beim Eintreten lautstark an. Der Garten ist eine grüne Oase und wäre genau beschrieben eine eigene Kolumne. Gleich nach unserem Eintreffen bewundern wir die „Königin der Nacht“. Einmal im Jahr blüht sie eine Nacht lang. Stolz zeigt uns Manu die vielen Knospen und verspricht, dass sie uns benachrichtigen wird, wenn sie aufgehen. Es hat etwas Magisches, sagt sie, wenn man diese eine Nacht der Blüte miterleben darf. Wir bewundern weitere unzählige Pflanzen, fast alle haben eine Geschichte. Manuela erzählt uns, woher sie kommen, wie sie den Weg in den Garten gefunden haben, wie lange sie hier schon wohnen, welche Vorlieben sie haben und vieles mehr. Dazwischen bekommen wir Hollersaft kredenzt – natürlich selbst angesetzten, von den Blüten des Hollerbaums, der aus dem Garten des Großvaters stammt.

Nach dieser Rast, brechen wir auf, der Himmel ist inzwischen ziemlich grau geworden und wir hoffen, noch vor dem Regen heimzukommen. Unser Weg führt uns am ehemaligen Gasthof Schütz vorbei. Dort wird jetzt jeden Freitag von der Food Coop „FürMi“ Bioware geliefert und an die Kunden verteilt. Nach der Raiffeisenkasse bewundern wir die Mosaiksteine bei der Auslage der ehemaligen Fleischhauerei. Der Gasthof Aicher ist leider auch schon seit einiger Zeit geschlossen. Wir waren hier keine Stammgäste, aber beide erinnern wir uns gerne an ein Tanzfest, das im Wirtshaussaal vor einigen Jahren stattgefunden hat.

An der Mauer vor dem Gasthof hängen sieben Informationskästen: Die ÖVP, die SPÖ, die Pfarre, der Fußballverein, der Kameradschaftsbund, die Feuerwehr und die Grünen hängen hier ihre Fotos und Nachrichten auf. Von den Parteien gibt es Werbeslogans. Die Grünen zeigen das Abstimmungsverhalten bei den Grünen Anträgen der letzten Niederösterreichischen Landtagssitzung.

Vorbei am Schüttkasten kommen wir zum alten Ulrichskirchner Feuerwehrhaus. Dort verbringen die Osterhasen den Sommer. Das Haus ist versperrt, durch die Fensterscheiben kann man nichts sehen. Inzwischen werden die Regentropfen mehr, Wind weht und der Himmel ist dunkel. Wir wollten unseren Spaziergang ursprünglich beim Heurigen Konrad in der Viehtrift ausklingen lassen, aber die Coronazeiten machen uns einen Strich durch die Rechnung. Der Heurige ist noch geschlossen. Schnell gehen wir zurück nach Schleinbach.