Endlich in Pension

Wenn man alt ist und öfters zu Hause ist als in der Arbeit, dann ist man praktisch im Ruhestand, so habe ich das für mich beschlossen. Nach monatelanger, unfallbedingter Ruhigstellung meines Bewegungsapparates fand ich plötzlich Geschmack am Nichtstun, keine Termine, kein Hetzen auf einen Zug, einfach Zwangsentspannung. Aber wenigstens mein Hirn hat noch funktioniert und bei so viel Zeit konnte ich mir auch überlegen, was ich mit so viel Nichtstun in Zukunft eigentlich machen soll. Leider wird es noch lange dauern, bis ich mich wieder normal bewegen kann – wenn überhaupt – aber es gibt ja auch Tätigkeiten fernab von Marathonläufen und Bergbesteigungen.

Dank des Internets fand ich auch die rocking community , ein Verband für Pensionisten, die gemeinsam aktiv sein wollen. Ob Kultur, Reisen, Sprachen, Ausflüge, Literatur, gemeinsames Kochen, hier wird alles geboten, aber halt leider in Wien oder auch in Graz. Da bin ich aber nicht, sondern ich bin hier, in der Gemeinde Ulrichskirchen. Aber auch das, dachte ich, kann ja kein Problem sein, hier gibt es sogar zwei Vereinigungen von PensionistInnen, bzw. SeniorInnen.

Aber erstmals musste ich mich mit den unterschiedlichen Strukturen dieser beiden Verbände auseinandersetzen. Und da sind die Hauptmerkmale: Die einen gehören zur ÖVP, die anderen zur SPÖ. Und wo ist der freie Rentnerverband? Oder die aktiven Alten? Oder die, die zwar in Pension, aber unpolitisch sind?

Ich finde es so schade, dass die ältere Generation nicht einfach gemeinsam sein kann. Es gibt so vieles, was man noch erleben könnte, aber politisch diskutierend möchte ich persönlich meine viele freie Zeit nicht verbringen.

Natürlich ist mir schon viel früher aufgefallen, dass in der Gemeinde die Aufteilung in rote BürgerInnen und schwarze BürgerInnen“ ganz scharf und klar ist, zum Teil resultieren daraus auch lebenslange Feindschaften. Und oft schon habe ich mich gefragt, wann denn so etwas anfängt.

Ich finde es gut, wenn Menschen eine klare politische Meinung haben, aber hier scheint das ein Grund zur Trennung der Menschen bis ist hohe Alter zu sein, das ist eigentlich traurig. Gerade läuft eine Kampagne in verschiedenen Medien über die Zusammengehörigkeit der ÖstererreicherInnen, der Schluss: „Kein Öster ohne reich“.

In diesem Sinne: Lieber gemeinsam alt und lustig als getrennt schwarz und rot.

Susanne Nanut