Kunst im öffentlichen Raum oder wie ich mir den Hauptplatz wünsche

Wasserholen oder einfach Herumsitzen / Parkplatz und Wasserbecken / Getränke und Füße kühlen / Grillplatz und Dorffest / Treffpunkt für Jugendliche neben dem Jugendzentrum / gemeinsames Maibaumaufstellen / den Jahresablauf zelebrieren – Osterfeuer und Sonnwendfeier / die Windrichtung im Blick haben / das Größenverhältnis von Erde und Mond zeigen, kurz: der neue Dorfplatz in Klein-Meiseldorf, zwischen Einkaufsmöglichkeit und Veranstaltungssaal, soll zukünftig vielfältig nutzbar sein und gleichzeitig an die Geschichte der Gegend erinnern.

Mit Begeisterung lese ich diesen Text. Das Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kunst und Kultur, hat mir eine Mitteilung zugeschickt, dass im Rahmen „Kunst und Kultur im öffentlichen Raum“ das Projekt Dorfplatz in Klein-Meiseldorf fertig gestellt ist. Das Künstler*innen-Duo Nicole Six und Paul Petritsch hat den Platz „Feuerstelle, 2020“ gestaltet.

Sofort denke ich mir, dass dieser Text genau das ausdrückt, was ich mir für unseren Hauptplatz in Schleinbach wünsche. Die Voraussetzungen sind da. Wir haben auf der einen Seite den Teil mit Wiese und Bäumen und dem Musikpavillon und auf der anderen Seite das Franz-Josef-Denkmal mit den Linden und zwei Parkbänken. Dazwischen sind die Parkplätze, die man reduzieren könnte. Bäume wären dort sehr schön. Herumsitzen und es gemütlich haben.

Ich überlege mit Clasien, wo wir es bei uns jetzt schon gemütlich haben. Es gibt so viele Bänke im Ortsgebiet. Die schmalen Wege entlang des Schleinbaches fallen uns ein. Ich weiß noch, was für ein Abenteuer diese „Geheimwege“ für meine Kinder waren. Der Sportplatz, der Spielplatz, der Volleyplatzplatz sind und waren immer schon Treffpunkte für Jugendliche und Kinder.

Am Hauptplatz beim Pavillon sieht man immer wieder Gruppen verschiedenster Alterstufen und beim Kaiser-Franz-Josef-Denkmal kann man sitzen und tratschen.

Da das gemeinsame Spazierengehen schon wieder nur sehr eingeschränkt möglich ist, teilen Clasien und ich uns die Aufgaben. Ich fahre nach Klein-Meiseldorf, um mir den Dorfplatz anzuschauen, Clasien streift in unserer Gemeinde herum und fotografiert Plätze, große und kleine im öffentlichen Raum unseres Ortes.

Es ist ein trüber Sonntagnachmittag als ich mich ins Waldviertel aufmache. In Meiseldorf angekommen, parke ich mein Auto und suche den Nahversorger. Dort soll der Platz sein. Das Dorf hat ungefähr eintausend Einwohner. In den letzten Jahren hat die Gemeinde vieles verloren, was für eine dörfliche Gemeinschaft von zentraler Bedeutung ist: die Post, das letzte Gasthaus und eine Haltestelle an der Franz-Josef-Bahn. Ich finde die Kirche, das Gemeindeamt, den Nahversorger und den Veranstaltungssaal auf der gegenüberliegenden Seite. Etwas enttäuscht stehe ich vor einem Asphaltplatz. An diesem Sonntag ist der Platz leer, aber die Autos stehen hier wohl nur zu den Geschäftszeiten. Am Ende des Platzes beginnt die Gestaltung durch das Künstlerduo. Auf mich wirkt das wie eine Verlängerung des Parkplatzes. Die „gemütliche“ Ecke wurde ganz nach hinten verbannt.

An diesem Novembertag ist es kalt, ich kann mir aber vorstellen, dass die Sonne in den Sommermonaten hier gnadenlos herunterbrennt Das Wasserbecken zur Abkühlung wird man dringend brauchen. „Dem Platz ist ein subtiles Geflecht von verschiedenen Erzählungen über die Zeit und das Verhältnis dieses Ortes und seiner Bewohner*innen zur Umgebung und weiter zur Welt eingeschrieben“, wird mir auf einer Tafel erklärt. Warum das so ist, wird noch genauer ausgeführt und dann steht da noch, dass der Platz einlädt, um sich zu treffen, auszuruhen und zu feiern.

Es ist vielleicht kein günstiger Zeitpunkt um die Vorteile dieses Platzes zu sehen: es ist feucht und kalt und der Nahversorger hat geschlossen, und im Dorfzentrum können momentan keine Veranstaltungen stattfinden. Aber wenn alles offen ist, befürchte ich, dass Autos den Platz dominieren. Auch fehlt mir, dass keine einzige Pflanze zu sehen ist. Da könnte man einwerfen, zum nächsten Wald oder zum nächsten Wiesenstück ist es hier draußen am Land ohnehin nicht weit.

Auf der Heimfahrt im warmen Auto gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Ich bin jedenfalls sicher, dass wir eine gemütliche Variante unseres Dorfzentrums zustande bringen.

Ich freue mich auf Clasiens Fotos. Ich habe zwölf Bänkchen fotografiert, schreibt sie mir.